Es ist okay, den Valentinstag als Single ätzend zu finden

Ich brauche keinen „Survival-Guide“. Ich brauche keinen „Galentine’s Day“, an dem ich und meine Single-BFFs aus Trotz Geschenke austauschen. Ich brauche keine „Trostpreise“ an einem Tag, der sich ziemlich eindeutig um etwas dreht, was ich selbst nicht habe: romantische Liebe – oder zumindest eine Beziehung. Das ist kein Geheimnis. Leute, es ist Valentinstag. Es ist okay, wenn der scheiße ist.

Als Single-Frau, die tatsächlich schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr in einer Beziehung war, kenne ich das Gefühl, an solchen Tagen irgendwie „außen vor“ zu sein. Und ich finde, es ist überhaupt kein Grund, dich dafür zu schämen, wenn du am Valentinstag Single und deswegen ein bisschen deprimiert bist. Das ist ein meiner Meinung nach völlig normales Gefühl, das wir alle fühlen dürfen sollten, anstatt uns an diesem Tag zur „Single-Version“ der typischen Valentinstagsklischees zu zwingen. Halt mich ruhig für verrückt, aber: Ich finde, Trauer ist ein total gerechtfertigtes Gefühl, und ich habe kein Problem damit, es auch mal zu spüren, anstatt ihm eine Perücke aufzusetzen, es in ein anderes Outfit zu zwängen und gegenüber anderen als „Selbstbewusstsein“ vorzustellen.

Was sind Feiertage eigentlich? Das sind von Menschen ausgedachte Anlässe, deren Ursprünge wohl die wenigsten von uns überhaupt kennen. Lies dir ruhig mal die Wikipedia-Seite zum Valentinstag durch, und du wirst direkt vor Langeweile einschlafen. Wenn ich ehrlich bin, ist der Tag inzwischen nur noch dafür da, dass sich Paare unter Druck gesetzt und Singles ausgegrenzt fühlen. Ich glaube nicht, dass ich jemals irgendwen – unabhängig vom Beziehungsstatus – von den eigenen Valentinstagsplänen habe schwärmen hören. Ist der Tag wirklich so geil? Ich finde, er tut nur so, als sei er es. Eigentlich ist der Valentinstag doch bloß der 14. Februar in einem schlechten Anzug. 

Obwohl er aber eben unumgänglich ist – es ist schließlich immer noch ein echter Tag, an dem die Sonne auf- und wieder untergeht und du deinen Alltag vermutlich bewältigst wie sonst auch –, dachte ich mir, ich würde dir zumindest mal eine Liste voller Ideen für einen Single-Valentinstag zusammenstellen. Ein Valentinstag, an dem du keinen Hehl aus deinem Beziehungsstatus machst, und an dem du nicht versuchst, das Single-Sein krampfhaft als viel besseren Lifestyle darzustellen. 

Ich verschicke tatsächlich Valentinskarten oder -briefe an andere Leute – an meine Eltern, meine engsten Freund:innen, meinen Kumpel Conor, der sich jeden Tag die Zeit nimmt, alles zu lesen, was ich so schreibe, obwohl er nicht weiter von meiner Zielgruppe entfernt sein könnte. Ich war schon immer überzeugter Fan von echter Post. Die erfordert nämlich ein Level an Mühe, das eine E-Mail niemals erreichen kann. Ein echter Brief ist wie ein Glas meines Lieblingsweins – eine E-Mail eher… wie eine Weintraube. Schick jemandem einen Brief. Verschick ein bisschen Liebe.

Valentinstagssüßigkeiten sind die schlimmsten Feiertagssüßigkeiten, Punkt. Ein Stück Schokolade wird nicht automatisch leckerer, bloß weil es in Herzform daherkommt. Beim Naschen steh ich nicht so auf Glücksspiel, und diese Pralinenschachtel-Situationen sind quasi Kalorien-Russisch-Roulette. Nicht mein Ding. Schokolade spielt an diesem Tag eh eine übertriebene Rolle, und noch dazu ist das Farbschema ziemlich einseitig. Nein, danke, lieber Valentinstag. Lass deine Süßigkeiten stecken. (Und um das mal klarzustellen: Ostersüßkram ist der beste.)

Ich hätte Bock, diesen Valentinstag ein bisschen Stand-up zu sehen. Das ist meine Lieblingsform von Entertainment – und mal ehrlich, welche Situation wird durch ein bisschen Lachen nicht gleich viel besser? Irgendwas an der Kombi aus dunklen Kellerräumen und zwei Drinks Minimum gefällt mir an diesem Tag auch sehr. Wenn du aus irgendwelchen Gründen diesen Valentinstag das Haus nicht verlassen kannst, gibt es auch jede Menge Online-Stand-up. Insbesondere für Single-Frauen empfehle ich Sofia Niño de Rivera, Aparna Nancherla, Michelle Buteau und Iliza Shlesinger.

Bitte was? Ich muss nichts planen, nichts kaufen, für niemanden, bloß wegen irgendeinem kalenderinspirierten Pflichtgefühl? Cool!

Suchst du auch manchmal nach „stolpernde Models“ oder „Hunde mit Schuhen“, wenn du ein bisschen down bist? Wenn nicht, fang bitte damit an. Ich flehe dich an!

Hat dir jemals auch nur eine E-Mail mit einer Valentinstags-Anspielung im Betreff den Tag verschönert? Wenn ja, hau ab! Ich hasse Shops, die total normale Sachen verkaufen und plötzlich denken, hey, unser Inventar ist perfekt für den Valentinstag! Nein, Karen, das ist immer noch derselbe Reise-Adapter, den du eh das ganze Jahr über verkaufst. Und hört bloß auf, mir zu schreiben, welche „die besten Städte für Singles“ sind. Um’s mal klarzustellen: Die besten Städte für Singles sind die Städte, in denen sie gerade leben. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Wenn ich keine anderen Pläne an diesem Tag habe, investiere ich gern ein bisschen Zeit darin, endlich mal meine Favoriten-Liste auf Etsy aufzuräumen – und gegebenenfalls ein paar der zierlichen Ringe, hübschen Decken und Merch-Artikel in den Einkaufswagen zu verschieben. Jedes Mal, wenn ich auf dieser Seite unterwegs bin, will ich gleichzeitig alles und nichts kaufen.

Ach, scheiß drauf. Bestell dir dein Lieblingsessen. Öffne die „edle“ Flasche Wein. Gönn dir ein Schaumbad. Zieh dir einen Denzel-Washington-Film rein. Mach genau das, was dich gerade happy macht – nicht, weil du am Valentinstag Single bist, sondern weil du lebst. 

Wenn du nicht so auf kitschige Speisekarten-Specials und einen Raum voller Pärchen stehst, iss abends zu Hause. Mach dir eine leckere Pasta mit Hühnchen, Brokkoli, Zitronenschale und Parmesan. Suchte dich durch die neue Staffel der Serie, die du grad guckst. Klatsch dir eine Tuchmaske ins Gesicht. Geh früh ins Bett und wach am nächsten Morgen erfrischt und motiviert auf. Sei zwischendurch mal ein bisschen depri, weil du den Tag nicht „angemessen“ feierst. Aber wehe, du schämst dich dafür, dich so zu fühlen. Und mach dir bewusst, dass die Gefühle von Singles am Valentinstag genauso berechtigt und „erlaubt“ sind wie die von allen anderen.