Akne zählt zu den weltweit am häufigsten auftretenden Hautproblemen. Trotzdem stellen ihre verschiedenen Ursachen, Formen und Behandlungsmethoden bis heute weiterhin viele Betroffene vor ein Rätsel. Von schmerzhaften Zysten bis hin zu prallen Whiteheads, den weißen Pickeln: Akne kann auf jeder Haut anders aussehen, und die Liste möglicher Auslöser ist lang und vielseitig. So können zum Beispiel deine Gene, deine Hormone oder die falsche Hautpflege zu plötzlichen Hautunreinheiten beitragen. Für viele Betroffene ist Akne eine chronische Belastung, die sich enorm auf die mentale Gesundheit auswirken kann.
Was alles noch schlimmer macht, sind die zahllosen Fehlinformationen und Mythen, die in der realen Welt sowie im Internet kursieren und es erschweren, Fakt von Fiktion zu trennen. Die sozialen Medien sind dafür mitverantwortlich, und TikTok beispielsweise ist voller Empfehlungen zu „aknebekämpfenden Superfoods“ und Videos, in denen alle möglichen Substanzen (von Zahnpasta bis hin zu Kurkuma) als Pickelwundermittel angepriesen werden. Das klingt jetzt vielleicht erstmal harmlos – doch ebnen diese hartnäckigen Mythen den Weg für andere, potenziell schädlichere Fehlinformationen.
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Genau deswegen haben wir die Dermatologin Dr. Anjali Mahto, die selbst mit den komplexen und emotionalen Herausforderungen von Akne lebt, darum gebeten, für uns die am wenigsten hilfreichsten Akne-Mythen aufzuklären.
Mythos: Akne entsteht durch schlechte Hygiene.
Auf unserer Haut leben Millionen von Bakterien, inklusive C. (Cutibacterium) acnes. Obwohl diese Bakterien ein völlig normaler Bestandteil des Mikrobioms unserer Haut sind, haben Betroffene von Akne spezifische Formen von C. acnes auf der Haut, die zu Entzündungen führen können. Dennoch betont Dr. Mahto, dass Akne nicht zwangsläufig bedeutet, dass du eine schlechte Hygiene hättest oder deine Haut schmutzig sei. „Das stimmt einfach nicht“, sagt Dr. Mahto. „Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass Betroffene von Akne ihre Haut oft übermäßig waschen, um die Talgproduktion zu reduzieren.“ Akne entsteht also nicht durch Schmutz, sondern hängt mehr mit Talgdrüsen und Hormonen zusammen, erklärt Dr. Mahto. „Das hat mit der persönlichen Hygiene nichts zu tun.“ Dennoch empfiehlt Dr. Mahto, dein Gesicht mit einem zu deinem Hauttyp passenden Cleanser zweimal am Tag zu waschen – morgens und abends. Wer zu fettiger Haut und/oder Unreinheiten neigt, sollte ihr zufolge einen schäumenden Reiniger verwenden.
Mythos: Akne betrifft nur Jugendliche.
Akne wird häufig mit den Teenager-Jahren in Verbindung gebracht, weil die hormonellen Veränderungen rund um die Pubertät diese Unreinheiten auslösen können. Wie die American Academy of Dermatology Association erklärt, kann es aber in jeder Lebensphase zu Akne kommen und somit auch Menschen in ihren 30ern, 40ern und 50ern betreffen. Erwachsenen-Akne tritt dabei aber häufiger bei Frauen auf, meint Dr. Mahto. „Bei Männern spielen weniger komplexe hormonelle Faktoren eine Rolle“, sagt sie. Rund 50 Prozent aller Frauen in ihren 20ern und 25 Prozent in ihren 40ern erleben demnach hormonelle Akne. Dr. Mahto fügt hinzu, dass Akne auch von diversen hormonellen Phasen im Leben ausgelöst werden kann – zum Beispiel durch eine Schwangerschaft oder die Menopause. Auch die Hormonersatztherapie (HET), die Symptome der Menopause besänftigen soll, kann Akne verschlimmern.
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Mythos: Deine Ernährung ist für deine Pickel verantwortlich.
Dieses Denken kann Dr. Mahto durchaus verstehen: „Die Ernährung und Hautpflege sind zwei große Variablen, die Leute zu kontrollieren versuchen, bevor sie sich professionelle Hilfe holen“, sagt sie. Dennoch betont sie, dass Hautprobleme wie Akne vielseitige Auslöser haben und es trotz jahrzehntelanger Forschung immer noch keine klare Antwort darauf gibt, ob sich die Ernährung überhaupt auf Akne auswirkt. Die oft erwähnte Verbindung zwischen Akne und Milchprodukten ist zum Beispiel nur mäßig erwiesen. „Die Forschungsergebnisse sind nicht stark genug“, erklärt Dr. Mahto. „Es gibt vermutlich ein paar wenige Menschen, die derart empfindlich auf Milchprodukte reagieren. Für die große Mehrheit der Akne-Betroffenen dürfte es aber überhaupt keinen Unterschied machen, auf Milchprodukte zu verzichten.“
Dennoch gibt es durchaus Indizien dafür, dass zuckerhaltige Lebensmittel mit hohem glykämischen Index (GI) Akne beeinflussen könnten. Das heißt jetzt allerdings nicht, dass du Zucker komplett aus deiner Ernährung streichen solltest, meint Dr. Mahto; vielleicht ziehst du einfach nur in Betracht, deinen Zuckerkonsum zu reduzieren. Ähnlich hält es sich mit Fett, erklärt sie. Obwohl fettiges Essen an sich eher nicht für Akne sorgt, spielt auch hier dessen glykämischer Index eine Rolle. „Das Problem bei fettigen Lebensmittel ist, dass sie oft stark verarbeitet sind und einen hohen GI haben können“, sagt sie. „Dieser hohe GI ist dabei entscheidender als der Glaube, fettiges Essen würde dafür sorgen, dass du selbst Fett produzierst, das dann deine Poren verstopfen könnte.“
Mythos: Du musst deine Haut austrocknen, um Akne zu bekämpfen.
Weil manche Formen von Akne aufgrund von Talgablagerungen in den Poren entstehen können, ist es durchaus verständlich, wenn du glaubst, du könntest diese Pickel bekämpfen, indem du deiner Haut sämtliches Fett und Wasser entziehst. Damit könntest du ihr aber tatsächlich mehr schaden als guttun. „Sowohl Öl als auch Wasser sind wichtig für die Hautschutzbarriere“, betont Dr. Mahto. Die Hautschutzbarriere ist quasi die äußerste Hautschicht, die das darunterliegende Gewebe vor Infektionen und schädlichen Umwelteinflüssen schützt. „Zu Akne neigende Haut braucht genauso Feuchtigkeitspflege – und Sonnencreme! – wie auch andere Hauttypen“, meint Dr. Mahto. „Viele Betroffene von Akne greifen gern zu Behandlungsmethoden, die die Haut gezielt austrocknen – wie Retinoide oder chemische Peelings. Wenn du die verwendest, solltest du auf jeden Fall auch auf Feuchtigkeit achten.“
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Dr. Mahto setzt dazu am liebsten auf leichte Gel-Texturen mit Wirkstoffen wie Hyaluronsäure, die der Haut Feuchtigkeit zuführt, ohne die Poren zu verstopfen. Dickflüssigere Produkte und okklusive Inhaltsstoffe (die die Haut „verschließen“) wie Sheabutter, Vitamin E und Kakaobutter solltest du hingegen eher meiden.
Mythos: Sonnencreme und Make-up machen Akne nur schlimmer.
„Viele Sonnencremes sind dafür gedacht, auf der Hautoberfläche zu liegen. Deswegen können sie ein bisschen okklusiv sein und die Haut quasi versiegeln“, erklärt Dr. Mahto. „Wir verwenden Sonnencreme auch eher bei heißen Temperaturen. Hitze plus Schweiß plus eine hautverschließende Creme sind für Akne natürlich nicht so gut. Es ist trotzdem wichtig, Sonnenschutz zu tragen, um deine Haut vor UVA- [verantwortlich für Hautkrebs und vorzeitige Hautalterung] sowie UVB-Strahlen [Auslöser von Sonnenbrand] zu bewahren.“
Du siehst also: Sonnencreme ist nicht optional, sondern dringend nötig – und zum Glück hast du ein paar Optionen, um sonnencremebedingte Pickel zu verhindern. Zuallererst: Trage Moisturizer und Sonnencreme nicht übereinander auf. Die meisten Sonnencremes haben ohnehin schon eine feuchtigkeitsspendende Basis; deswegen brauchst du vermutlich nicht zwei Schichten Feuchtigkeit. Am besten greifst du außerdem zu Produkten mit leichterer Formulierung, auf denen Begriffe wie „matt“, „ölfrei“ oder „nicht fettend“ stehen. „Anstelle von fettigen Cremes verwendest du am besten Produkte auf Gelbasis“, meint Dr. Mahto. Noch dazu lohnt sich, nach nicht-komedogenen Cremes Ausschau zu halten. Das bedeutet, dass sie deine Poren weniger verstopfen.
Dieselben Regeln befolgst du am besten auch, wenn es um Make-up geht. Dr. Mahto rät dazu, mattierende Produkte mit einer Gel- statt einer Creme-Textur zu kaufen, und auch hier ist das „nicht komedogen“-Label wichtig. Was Dr. Mahto sehr am Herzen liegt: Make-up sei ihr zufolge eine persönliche Entscheidung, weswegen wir Akne-Betroffene niemals dafür beschämen sollten, sich zu schminken. „Es gibt Daten, die zeigen, dass sich Menschen mit Hautunreinheiten selbstbewusster fühlen, wenn sie Make-up tragen“, erklärt Dr. Mahto. „Wir sollten ihnen also auf keinen Fall Schuldgefühle dafür einreden.“
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Solange du das Make-up am Ende des Tages gründlich entfernst, sollte es laut Dr. Mahto überhaupt kein Problem sein, dich zu schminken. „Ich empfehle abends immer ein ‚double cleansing‘, also die Gesichtsreinigung mit einem ölbasierten Cleanser, gefolgt von einem auf Wasserbasis. Das gilt vor allem, wenn du Make-up und Sonnencreme getragen hast. Morgens ist das aber überhaupt nicht nötig.“
Mythos: Akne hat mit den Genen nichts zu tun.
Akne ist durchaus genetisch bedingt. „Das bedeutet: Wenn du ein nahes Familienmitglied [wie einen Elternteil] mit Akne hast, ist es deutlich wahrscheinlicher, dass auch diese Hautprobleme bekommen könntest“, erklärt Dr. Mahto. „Das liegt unter anderem daran, dass du die Anzahl, Größe und Aktivität deiner Talgdrüsen von deinen Eltern vererbt bekommst“, ergänzt sie. „Wir kommen mit diesen Talgdrüsen schon zur Welt. Ein hormoneller Einfluss macht sich aber erst mit der Pubertät bemerkbar. Sobald du deine Teenager-Jahre erreichst, wecken die Hormone die Drüsen sozusagen auf.“ In anderen Worten: Für viele von uns ist die Akne somit quasi vorprogrammiert, sagt Dr. Mahto.
Mythos: Akne lässt sich durch die richtige Hautpflege heilen.
Das stimmt nur zu einem gewissen Grad. Als erste Behandlungsmethode empfiehlt Dr. Mahto, frei verkäufliche Produkte mit Inhaltsstoffen wie Benzoylperoxid (das akneauslösende Bakterien bekämpft), Salicylsäure (ein Peeling, das die Poren befreit) oder Retinoide (die verstopfte Poren reduzieren) auszuprobieren. „Wenn du milde bis moderate Akne hast, gibt es auch klinische Behandlungsmöglichkeiten wie chemische Peelings, Licht- oder Lasertherapie“, erklärt Dr. Mahto. „Die sind für zystische Akne aber nicht so gut geeignet. Es ist daher wichtig, die Schwere deiner Akne zu bestimmen, um die richtige Behandlung zu finden.“
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„Wenn nichts davon funktioniert hat, ist die nächste Option ein orales Antibiotikum oder, bei Frauen, die Verhütungspille“, fährt sie fort. „Spezialist:innen, also Dermatolog:innen, können dir auch andere Medikamente verschreiben.“ Sie empfiehlt, dich an diese Expert:innen zu wenden, wenn 1) du nach vier bis sechs Wochen der Verwendung von frei verkäuflichen Produkten keine Verbesserung feststellst; 2) du an mehreren Körperstellen (wie im Gesicht, auf dem Rücken, auf den Schultern oder der Brust) großflächig Pickel entwickelst; 3) deine Akne Narben oder Pigmentflecken hinterlässt; 4) oder sich deine Akne auf deine geistige Gesundheit auswirkt.
Mythos: Antibiotika beseitigen Akne ein für allemal.
Dermatolog:innen verschreiben häufig orale Antibiotika wie Minocyclin oder Clindamycin, die Aknebakterien abtöten und Entzündungen reduzieren. Dennoch sind viele Ärzt:innen und Dermatolog:innen in Sachen Antibiotika geteilter Meinung – vor allem, weil diese Mittel oft nur drei Monate lang eingenommen werden sollten.
„Es gibt Bedenken hinsichtlich der Langzeitverwendung und der Gesundheit des Verdauungstrakts. Außerdem kann es zur Resistent kommen“, erklärt Dr. Mahto. Tatsächlich fand eine Studie von 2023 heraus, dass Breitspektrumantibiotika zur Behandlung von Akne über längere Zeit hinweg zur Antibiotika-Resistenz führen können (und somit nicht mehr wirken). Gleichzeitig haben Antibiotika nachweislich einen schädlichen Einfluss auf das Mikrobiom des Verdauungstrakts. „Außerdem besteht das Risiko eines Rückfalls“, fügt Dr. Mahto hinzu. „Sobald du die Einnahme von Antibiotika beendest, kommt die Akne nämlich oft zurück – und wir können niemandem eine unbegrenzte Antibiotikaeinnahme verschreiben. Das ist einfach nicht gut für dich.“ In diesem Fall solltest du also mit deinem Hausarzt bzw. deiner Hausärztin oder eben Dermatolog:innen über deine anderen Optionen zur Aknebehandlung sprechen.
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Mythos: Die Anti-Baby-Pille hilft gegen Akne.
Tatsächlich hängt das von der jeweiligen Pille ab, und ihre Wirksamkeit schwankt enorm von Person zu Person. „Die Kombi-Pille [ein orales Verhütungsmittel mit künstlichen Versionen der weiblichen Hormone Östrogen und Gestagen] ist eine gute Methode zur Aknebehandlung“, meint Dr. Mahto. Die Pille wirkt, indem sie Androgene reduziert – eine Hormongruppe, zu der unter anderem das männliche Geschlechtshormon Testosteron gehört, das Akne hervorrufen kann. „Die ‚Mini-Pille‘, die nur Gestagen enthält, kann zu Akne neigende Haut aber sogar verschlimmern“, erklärt Dr. Mahto. „Sie kann die Talgdrüsen vergrößern, und wir wissen, dass die Akne davon eine Nebenwirkung sein kann.“ Diese Talgdrüsen sind an Haarwurzeln befestigt. Wenn diese verstopfen, entsteht ein Pickel.
Wenn du die Pille absetzt, kann es wiederum passieren, dass deine Akne zurückkehrt. „Das ist nicht zwangsläufig bei jeder Person so“, meint Dr. Mahto. „Wenn du aber schon von vornherein zu Unreinheiten geneigt hast, ist es deutlich wahrscheinlicher, dass die Akne wiederkommt, wenn du das Verhütungsmittel absetzt.“ Wenn du dir darum Sorgen machst, wende dich am besten an eine:n Dermatolog:in.
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