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„Ich hatte Albträume & Panik“: Der Einfluss von Hautproblemen auf die Psyche

Photographed by Meg O'Donnell
Unter Angststörungen leiden viele Menschen. Die Angst ist ein Gefühl der drohenden Gefahr oder Panik, die sich oft in Kurzatmigkeit, erhöhter Herzfrequenz, Schlaflosigkeit und der Unfähigkeit, sich auf etwas anderes als die gegenwärtige Sorge zu konzentrieren, äußert. Dich unsicher über deine Haut zu fühlen, kann leicht diese Art von Reaktionen auslösen, was in manchen Fällen sogar zu schweren Angstzuständen führen kann.
Ich hatte als Teenager furchtbare Akne auf dem Rücken, die später im Erwachsenenalter mich noch mal schlimmer heimsuchte. Mein Rücken war plötzlich von großen roten Zysten bedeckt, einige davon waren so groß wie Golfbälle. Die Leute sagten mir, ich hätte “Glück gehabt“, dass sie sich nicht auf mein Gesicht ausgebreitet hatten. Aber für mich waren die Pickel auf meinem Rücken schon ein großes Problem. Mein Leben richtete sich nur danach aus, die Akne vor den Blicken der anderen zu verstecken. Neue Beziehungen waren hart; ich wollte mich nie vor anderen ausziehen. Ich hörte auf, zu meinen üblichen Spinning-Kursen zu gehen, nachdem ich in den Umkleideräumen bemerkte, wie eine Frau auf meinen Rücken starrte. Irgendwann verschwanden die Pickel, aber hin und wieder erwische ich mich dabei, wie ich meinen Rücken im Badezimmerspiegel inspiziere, weil ich Angst habe, dass die Akne wieder zurückkommt.
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Die Angst vor Hautproblemen kann so ziemlich jeden treffen, inklusive der Beauty-Redakteurin von Refinery29, Jacqueline Kilikita. „Ich habe seit meinem elften Lebensjahr hormonelle Akne, aber die daraus resultierenden Ängste habe ich erst seit kurzem“, sagt sie. „Da ich in der Beauty-Branche arbeite, mache ich mir oft Sorgen, dass irgendwelche Hautexpert*innen oder Visagist*innen, die ich treffe, meine Pickel und Narben beurteilen oder versuchen, mir Ratschläge zu geben. Es ist nicht so, als würde ich nicht gerne den Rat von Expert*innen hören, aber ich habe schon so gut wie alles ausprobiert, auch Medikamente.“ Jacquelines Hautprobleme haben sich sogar auf ihr Arbeitsleben ausgewirkt. „Ich habe Veranstaltungen und Meetings abgesagt, weil der Gedanke, dass man mich an einem ‘Tag mit schlechter Haut‘ sieht, mir oft Angst machte und mich in Panik versetzte. Dabei sagen die meisten sowieso nichts über meine Haut. Und trotzdem fällt es mir schwer, mich nicht so zu fühlen. Schließlich ist der Zusammenhang zwischen Haut und psychischen Problemen sehr real.“
Für manche kann es ein Teufelskreis sein. Lauren MacAskill litt an sogenannten Pompholyx-Ekzemen: Blasen, die an Händen und Füßen entstehen. „Ich konnte nicht schlafen, weil meine Haut die ganze Nacht lang brannte – ich lag einfach nur weinend im Bett“, erinnert sie sich. „Ich wusste, dass es durch Stress ausgelöst wurde, was an sich schon zu zusätzlichem Stress führte, denn ich machte mir ständig Gedanken darüber, wie es sich auf mich auswirkte“, erinnert sie sich. Als die Fitness-Unternehmerin Lucy Arnold im Erwachsenenalter an Akne leidet, war ihre Angst so groß, dass sie das Haus nicht mehr verlassen konnte – sie verpasste sogar die Hochzeit eines Freundes. Selbst als sie Preise für ihre Sportswear-Marke Lucy Locket Loves gewann, scheute sie die Zeremonien und nahm keine ihrer Auszeichnungen persönlich entgegen. „In der Fitnessbranche gibt es einen großen Druck, perfekt auszusehen“, sagt sie. „Früher habe ich ständig Make-up getragen – sogar beim Training. Und trotzdem fragten mich einige Kund*innen, ob meine Haut wund sei. Andere waren sogar weniger höflich: Eine Frau fragte, wie ich überhaupt mit einer Haut wie meiner leben könne.“
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Küchenchefin Priscilla Casey leidet an Rosacea. Ihre Angst war die Folge einer Hautkrankheit, die jederzeit wieder ausbrechen kann. „Die Leute denken vielleicht, dass ich rot werde, und sagen mir dann, wie ‘süß‘ ich so aussehe. Was sie aber nicht bemerken, ist, dass ich wegen meiner Hautkrankheit anfange, ein schmerzhaftes Kribbeln zu verspüren“, erklärt sie. Wie Lauren hat auch Priscilla mit Schlafstörungen zu kämpfen. „Früher hatte ich oft Albträume, vor allem, wenn mir ein wichtiges Ereignis bevorstand. Ich hatte Angst, dass meine Haut genau an diesem Tag knallrot sein würde.“
Selbst auf Plattformen wie Reddit wird darüber gesprochen. Für viele User*innen haben Ängste, ausgelöst durch ihre Hautprobleme, sogar das Liebesleben zum Stillstand gebracht. Ein* Nutzer*in schreibt: „Ich habe noch nie eine Freundin gehabt. Ich glaube, der Hauptgrund für meine soziale Angst ist meine schlechte Haut.“ Eine andere sagt: „Ich hasse meine Haut so sehr, dass ich jetzt eine 29-jährige Frau bin, und noch nie ein Date hatte oder geküsst wurde. Ich weigere mich, die Hoffnung zu hegen, jemanden zu finden, der mich auch von Nahem attraktiv findet.“
Obwohl dieses Problem so weit verbreitet ist, ist es nicht immer einfach, dagegen therapiert zu werden. Die Aktivistin für Hautpositivität, Amy How, hatte den Eindruck, dass ihre Angst weniger Priorität hatte, als sie wegen ihrer starken Akne medizinischen Rat suchte. „Ich verbrachte Stunden damit, meine Haut wie besessen im Spiegel zu analysieren und sie immer wieder mit Make-up zu bedecken“, erinnert sie sich. „Mir ging es wirklich schlecht.“ Doch die Ärzt*innen, zu denen sie ging, beschäftigten sich hauptsächlich mit der Behandlung der Akne selbst und versäumten es, ihre wachsende Angst zu therapieren. „Ich bat zwar darum, zu einem Dermatologen oder einer Dermatologin überwiesen zu werden, der oder die vielleicht besser verstehen könnte, was ich durchmachte, aber mein Hausarzt redete es mir aus und sagte: ‘Sie werden Ihnen einfach das Akne-Medikament Roaccutan geben – das ist alles, was sie tun werden‘.“
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Mit dem Gefühl, dass emotionale Folgen der Hautprobleme nicht ernst genommen werden, hat Amy nicht unrecht. Eine kürzlich von der British Skin Foundation durchgeführte Umfrage ergab, dass neun von zehn Dermatolog*innen sich einig sind, dass die psychologischen Auswirkungen von Hauterkrankungen nicht genügend ernst genommen werden. „Diese Umfrage zeigt: Dermatolog*innen wissen, dass einige Patient*innen psychisches Leid im Zusammenhang mit ihrem Hautzustand empfinden“, kommentiert der klinische Psychologe Professor Andrew Thompson auf der Website der Stiftung. „Sie zeigt auch, dass die Dermatologie zwar große Fortschritte bei der Behandlung der medizinischen Aspekte von Hautkrankheiten macht, aber es wird noch nicht genug getan, um die begleitenden psychologischen Auswirkungen anzugehen. Es liegt auf der Hand, dass wir mehr Forschung brauchen, um wirksame psychologische Behandlungen oder Unterstützung für Kinder und Erwachsene, die mit Hautkrankheiten leben, zu entwickeln.“
Glücklicherweise ändert sich die Tendenz langsam, und inzwischen behandeln zahlreiche Dermatolog*innen nicht nur die Hautkrankheiten, sondern auch die psychischen Probleme, die daraus resultieren. Die Sprecherin der British Skin Foundation, Dr. Alia Ahmed, ist eine von ihnen. „Ein*e Psychodermatolog*in ist ein*e medizinisch qualifizierte*r Arzt oder Ärztin mit Fachkenntnissen in der Dermatologie und Wissen über Fragen der mentalen Gesundheit“, erklärt sie. „In der Psychodermatologie behandeln wir nicht nur den Hautzustand, sondern auch seine psychologischen Auswirkungen. Zum Beispiel kann jemand mit Akne Angst davor haben, sich in einem sozialen Umfeld aufzuhalten. Deshalb werde ich neben der Behandlung der Hautkrankheit auch Techniken besprechen, mit denen Patient*innen dieses Gefühl überwinden können“, fügt sie hinzu.
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Also sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über deine Gefühle. „Es hilft, mit Hausärzt*innen oder Dermatolog*innen zu besprechen, wie du dich fühlst, damit diese Probleme frühzeitig erkannt werden können. Nicht alle Symptome brauchen Medikamente; auch Gesprächstherapien können helfen. Dein Hausarzt oder deine Hausärztin kann dich nach Absprache auch zu einer Therapie schicken.“
Viele Menschen neigen dazu, ihre Angstprobleme aufzuschieben, bis sich ihre Haut klärt, aber ist das wirklich die beste Art damit umzugehen? „Das hängt davon ab, warum die Angst überhaupt existiert“, sagt Dr. Ahmed. „Die Behandlung der psychischen Gesundheitsprobleme hinauszuzögern ist generell keine gute Idee, da sie Teil des Hautproblems sind und die Behandlungsergebnisse negativ beeinflussen können. Der beste Weg ist, Geist und Haut gemeinsam zu behandeln.“
Caroline Sims, Hautexpertin und CEO von Botanycl, stimmt dem zu. Wegen ihrer Akne fing sie an, mit pflanzlichen Inhaltsstoffen herumzuexperimentieren. Daraus entstand dann ihre natürliche Beauty-Brand. Doch obwohl sie ihre Akne loswurde, blieb ihr die Angst. „Ich habe jahrelang mit der Angst zu kämpfen gehabt, besonders weil ich in einer toxischen Beziehung festsaß. Mein Ex äußerte sich oft abwertend über mein Aussehen. Das hatte einen enormen Einfluss auf mein Selbstvertrauen. Als ich dann noch Akne bekam, wurde es nur noch schlimmer.“ Caroline versuchte irgendwann beides gleichzeitig zu behandeln. „Wenn du dich nur auf deine Haut konzentrierst, weißt du nicht, ob die Angst sich nicht einfach nur auf etwas anderes verlagert. Ich musste mich mit meiner Körperdysmorphie befassen, die aus dieser schrecklichen Beziehung herrührte. Jetzt gehe ich einmal in der Woche zur Therapie.“
Alternative oder ganzheitliche Therapien sind eine weitere Option. Die preisgekrönte Gesichtsspezialistin Vaishaly Patel bietet ganzheitliche Behandlungen für Klient*innen an, die an einer Angststörung leiden. „Ich biete Craniosacral-Sitzungen an – eine sehr kraftvolle Behandlungsmethode, die den Körper emotional und physisch wieder ins Gleichgewicht bringt“, sagt sie mir. „Das hilft, mentale und emotionale Blockaden zu lösen.“
In Amys Fall waren große Veränderungen wie ein neuer Job und Anpassungen des Lebensstils sehr hilfreich, aber soziale Medien waren auch ein mächtiges Werkzeug. „Ich begann, Leuten auf Instagram zu folgen, die die gleichen Probleme hatten wie ich. Als ich sah, wie Menschen etwas Ähnliches durchmachten, verstand ich, dass meine Haut so in Ordnung ist und dass ich normal bin. Das hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, gut zu mir selbst zu sein. Zu der Zeit war ich das wirklich nicht.“
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