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Ernährung & schöne Haut: Wir räumen mit dem größten Irrglauben auf

Foto: Hayleigh Longman
In den Jahren, die ich als Beauty-Redakteurin gearbeitet habe, habe ich unzählige Prominente und Influencer zu ihren Schönheitsritualen befragt. Wenn es um Hautpflege geht, sagen die meisten von ihnen fast immer Folgendes: „Ich glaube, tolle Haut kommt von innen.“ Siehe auch: „Gute Haut beginnt im Bauch“, oder: „Du bist, was du isst.“ Der Ausdruck mag von Person zu Person variieren, aber er suggeriert immer dasselbe: dass klare, strahlende Haut nur dann zu erreichen ist, wenn du dich auf eine bestimmte Weise ernährst.
Natürlich wissen wir alle, dass eine ausgewogene Ernährung für unsere allgemeine Gesundheit und unser Wohlbefinden von Vorteil ist. Aber wenn es um unsere Haut geht, insbesondere um Hautkrankheiten wie Akne, Ekzeme und Rosazea, ist die Sache viel komplizierter, als bloß jeden Morgen mit Selleriesaft zu beginnen, danach einen Hafermilch-Matcha-Latte zu trinken und auf Alkohol zu verzichten.
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Doch leider sind Haut und Ernährung inzwischen so eng miteinander verwoben, dass nicht nur Prominente mit Diäten hausieren gehen oder bestimmte Lebensmittelgruppen als Allheilmittel für Hautprobleme anprangern. Auf TikTok und Instagram findest du Schönheits- und Wellness-Enthusiast:innen – sogar einige sogenannte Hautpflegeexpert:innen –, die für „Diäten für strahlende Haut“ oder Snacks und Shakes werben, die angeblich helfen, Hautunreinheiten loszuwerden oder die Haut zum Strahlen zu bringen. Warum ist diese Art von Content so beliebt? Und sollten wir diese Tipps befolgen?
„Nahrungsumstellungen sind in letzter Zeit besonders beliebt geworden“, sagt Dr. Paris Acharya, ästhetische Ärztin und Hautexpertin bei Waterhouse Young. „Vielleicht liegt es daran, dass viele von uns während des Lockdowns zugenommen haben (was völlig normal ist) oder am gestiegenen Bewusstsein für verschiedene Diäten.“ Es ist kein Geheimnis, dass der Stress zu Zeiten und die Angst vor der Pandemie auch unsere Haut in Mitleidenschaft gezogen haben. Da sind Hautunreinheiten und Ekzeme keine seltenen Hauptprobleme. „Das Problem daran, wenn wir uns auf die Ernährung konzentrieren“, sagt Dr. Acharya, „besteht darin, dass wir die Dinge bis zum Äußersten treiben können, was schlecht für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sein kann. Außerdem ist es irreführend, Ernährung allein als Mittel zu betrachten, um Haut zu bekommen, mit der eine Person zufrieden ist.“

Es ist problematisch, ein Narrativ zu schaffen, das die Ernährung als alleinige Lösung anpreist. Ich stimme nicht mit der Botschaft „Essen ist Medizin“ überein, wenn es um Dermatologie geht.

Dr. Anjali Mahto

Eine Ernährungsumstellung allein reicht nicht

Die Dermatologin Dr. Anjali Mahto sprach kürzlich auf Instagram über die weit verbreitete Vorstellung, dass gute Haut von innen kommt. „Ich bin immer ein wenig enttäuscht, wenn ‚Superfoods‘ und Rezepte als ‚Wundermittel‘ für die Haut angepriesen werden“, schrieb sie in einem Beitrag. Für viele Menschen hat die Pandemie aufgrund einer Reihe von Faktoren zu vermehrten Hautproblemen geführt, und es scheint, dass Marken, Influencer und Ernährungsfans diese Unsicherheiten ausnutzen. „Natürliche Wege zur Beseitigung von Akne von innen“ und „Die besten Lebensmittel für reine Haut“ sind beliebte Schlagzeilen, wobei Proteinriegel, Süßstoffe, grüner Tee und Beeren empfohlen werden, um den Teint zu verbessern.
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Dr. Mahto nannte ein weiteres Beispiel für eine gängige, aber fragwürdige Behauptung, es gäbe „hautfreundliche Lebensmittel“, die derzeit im Internet die Runde macht. „Selen und Zink haben sich in kleinen Studien als hilfreich bei Akne erwiesen“, sagte Dr. Mahto. Da Paranüsse diese beiden Nährstoffe enthalten, wird jetzt häufig behauptet, dass der Verzehr von Paranüssen bei Hautunreinheiten helfen kann. Was Dr. Mahto kritisiert, ist, dass diese Behauptungen oft als Tatsachen behandelt werden. In Wirklichkeit gibt es aber noch Bedarf an weiterer Forschung, um ermitteln zu können, wie wahr das tatsächlich ist.
In ihrem Beitrag erklärte Dr. Mahto weiter, dass die meisten Hautkrankheiten sehr komplex sind. „Es ist problematisch, ein Narrativ zu schaffen, das die Ernährung als alleinige Lösung anpreist“, sagte sie. „Wie viele andere in diesem Bereich stimme ich nicht mit der Botschaft ‚Essen ist Medizin‘ überein, wenn es um Dermatologie geht.“ Dr. Mahto wies darauf hin, dass die Botschaft, eine gesunde Ernährung sei der effektivste Weg, um das Aussehen deiner Haut zu verbessern, zu stark vereinfacht sei. „Das ist nicht nur eine kühne, unbegründete Behauptung, sondern auch eine zu einfache Vorstellung davon, wie die Haut im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit tatsächlich funktioniert“, sagte sie.
Dr. Acharya stimmt dem zu. „Die Gesundheit der Haut hängt von mehr als nur einem Faktor ab“, sagt sie. „Allein auf die Ernährung zu achten, reicht nicht aus, denn es gibt so viele verschiedene Faktoren, die zu Hautproblemen beitragen können – von Stress über genetische Faktoren bis hin zu hormonellen Ungleichgewichten, sogar die Verwendung von falschen Hautpflegeprodukten.“ Was Promis angeht, so wäre es nachlässig, nicht zu erwähnen, dass die meisten von ihnen freien Zugang zu Fachleuten haben, die Peelings, Filler und Botox anwenden, und dass ihnen eine Fülle von Hautpflegeartikeln zur Verfügung steht. Ich kann fast mit Sicherheit behaupten, dass ihre strahlende Haut das Ergebnis all dieser Maßnahmen in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung ist und nicht nur das eine oder das andere.
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Allein auf die Ernährung zu achten, reicht nicht aus, denn es gibt so viele verschiedene Faktoren, die zu Hautproblemen beitragen können – von Stress über genetische Faktoren bis hin zu hormonellen Ungleichgewichten, sogar die Verwendung von falschen Hautpflegeprodukten.

Dr. Paris Acharya

Unsere Diätkultur führt zu Schuldgefühlen & Schuldzuweisungen

Wenn es um unsere Haut geht, kann es zu Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen führen, wenn wir uns ausschließlich auf die Ernährung konzentrieren. Untersuchungen der Food Foundation haben ergeben, dass gesunde Ernährung für viele Menschen zu teuer ist und dass das Budget für Lebensmittel am ehesten gekürzt wird, nachdem alle Rechnungen bezahlt worden sind. In dem Bericht heißt es weiter, dass wir deshalb eher zu billigeren Lebensmitteln greifen, die oft am ungesündesten sind. Das macht die Aussage „Eine gesunde Haut beginnt im Darm“ zu einem unerreichbaren Ideal für viele Menschen.
Die Scham, die damit verbunden ist, keinen Kühlschrank oder keine Speisekammer voller Obst, Gemüse und teurer Nahrungsergänzungsmittel zu haben, ist umso beunruhigender, wenn du bedenkst, dass sich Hautkrankheiten negativ auf die psychische Gesundheit auswirken können, zum Beispiel, indem sie Angstzustände verschlimmern. Wie Dr. Mahto feststellte, werden Sätze wie „Versorg deinen Körper mit den richtigen Lebensmitteln, und er wird sich um sich selbst kümmern“ ungerechtfertigterweise der einzelnen Person angelastet, weil sie „ihren Körper nicht mit den richtigen Nährstoffen versorgt“, wenn sich ihre Haut nicht bessert.

Diäten können gefährlich sein

Die überspitzten Formulierungen und Ausdrücke, die von Wellness-Influencern, Gesundheitsmarken und Hautpflegeexpert:innen verwendet werden, sind genauso wenig hilfreich. In vielen Fällen werden einige Lebensmittelgruppen verteufelt, von denen angenommen wird, dass sie Hautprobleme „schlimmer“ machen. Im Oktober 2018 schrieb Dr. Mahto einen Artikel für Refinery29 über einen aufkommenden Trend unter Kund:innen, der sich dadurch auszeichnet, dass der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel wie zum Beispiel Zucker, Milchprodukte und Gluten empfohlen wird, um den Zustand der Haut zu verbessern. Das kann aber zu weit gehen und irgendwann sogar an Besessenheit grenzen. Dr. Mahto wies darauf hin, dass sich so schnell eine Essstörung entwickeln kann.
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Es wurden zwar Zusammenhänge zwischen zuckerhaltigen Lebensmitteln und Hautkrankheiten wie Akne festgestellt, aber die Forschung in Zusammenhang mit Milchprodukten ist dagegen dürftig. Dr. Mahto sagt, dass es keine Richtlinie gibt, die den Verzicht auf Milchprodukte zur Behandlung von Akne empfiehlt. „Ausgewogenheit und Mäßigung sind der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Dr. Acharya. Bestimmte Lebensmittel als „gut“ oder „schlecht“ für die Haut zu bezeichnen, ist zu simpel – ganz zu schweigen davon, dass es wissenschaftlich nicht besonders fundiert ist.
Trotz mangelnder Forschung ist es schwer, sich den Fehlinformationen zu entziehen, die im Internet verbreitet werden. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass eine Ernährungsumstellung nicht unbedingt bedeutet, dass sich deine Haut verändern wird. „Es gibt viele Menschen, die einen Lebensstil pflegen, den die meisten als ‚gesund‘ bezeichnen würden, aber dennoch Hautprobleme haben“, sagt Dr. Mahto. „Deine Hautprobleme sind kein Spiegelbild deiner inneren Gesundheit.“

Ernährung ist nicht das A und O, um eine Haut zu bekommen, mit der du persönlich zufrieden bist, und für viele Menschen ist dieses Ziel auch nicht so einfach zu erreichen, wie es vielleicht scheint.

Wenn eine Umstellung deiner Ernährung dazu beigetragen hat, deine Haut zu verbessern, dann ist das großartig. Allerdings ist Ernährung nicht das A und O, um eine Haut zu bekommen, mit der du persönlich zufrieden bist, und für viele Menschen ist dieses Ziel auch nicht so einfach zu erreichen, wie es scheint. „Ich bin Medizinerin und sage nicht, dass Ernährung für unsere allgemeine Gesundheit nicht wichtig ist“, sagt Dr. Mahto. „Wenn überhaupt, dann würde ich betonen, wie wichtig sie ist. Ich möchte aber auch hervorheben, dass eine gesunde Ernährung nicht nur für die Haut, sondern auch genauso wichtig für die allgemeine Gesundheit ist. Es gibt keine Superfoods oder speziellen Rezepte, die Wunder bewirken können, auch wenn jede Menge Content genau das zu vermitteln versucht.“
Die Haut ist eine nuancierte Angelegenheit und was bei den Beauty-Influencern funktioniert, die ihre Ernährung umgestellt haben, muss nicht unbedingt auch bei dir funktionieren. „Wenn du das Gefühl hast, dass du deine Hautprobleme trotz rezeptfreier Produkte nicht loswirst, ist es an der Zeit, einen Termin bei deinem Dermatologen oder deiner Dermatologin oder Hautpflegespezialist:innen zu vereinbaren, der bzw. die dir genauere Ratschläge geben und jene Behandlung durchführen kann bzw. können, die sich für deinen Hautzustand am besten eignet“, sagt Dr. Acharya abschließend.

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