Stress, Existenzängste, Unsicherheiten im Alltag: Durch die emotionalen Lasten, die die Pandemie mitbringt, leidet auch die Haut – ich sage nur Hautunreinheiten und Rötungen. Doch im Gegensatz zu manch anderen Problemen, mit denen du dich derzeit rumplagen musst, gibt es für dieses spezielle eine ganz einfache Lösung: eine gute Hautpflege.
Die Beauty-Welt ist voll von kosmetischen Behandlungsmethoden und fancy Produkten, die binnen kürzester Zeit wahre Wunder bewirken sollen. Doch die sind meistens nicht gerade gut für deinen Geldbeutel. Außerdem verbringen viele von uns dank Home Office und Co. viel Zeit zu Hause. Da bietet es sich quasi an, auch in Sachen Hautpflege mit natürlichen Mitteln herumzuexperimentieren. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Internet voll mit Rezepten für DIY-Gesichtsmaken und Tipps für selbstgemachte Peelings ist.
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Auf Pinterest und Instagram triffst du auf zahlreiche Beauty-Gurus, die zeigen, wie sie Cleanser, Lippenpeelings und andere Naturkosmetika mit Lebensmitteln, die sie schon zu Hause haben, herstellen. Aber so spaßig es auch sein mag, eigene Hautpflegeprodukte herzustellen, stellt sich doch die Frage, ob diese Mittel wirklich so gut wirken wie ihre Pendants aus der Drogerie. Und wie sicher sind sie überhaupt?
Die Antworten darauf geben dir im Folgenden Beauty-Expertinnen, mit denen ich gesprochen habe. Sie erklären, worauf du achten solltest, wenn du deine eigene Hautpflege herstellen willst.
Wieso ist selbstgemachte Naturkosmetik zurzeit so beliebt?
Unsere Beauty-Routine ist gerade in stressigen Zeiten wie eine Art Selfcare, meinen Nataliya Robinson, Hautexpertin und Gründerin von Quantum Botanika, und Sarah Murrell von By Sarah London. Und gerade die Pandemie hat für sehr viel Stress in unserem Leben gesorgt. „Dinge mit den eigenen Händen zu erschaffen, war für mich schon immer eine sehr meditative Praxis“, sagt Sarah. „Wir sitzen die meiste Zeit des Tages vor unseren Laptops oder haben das Smartphone in der Hand. Da hat es doch irgendwie etwas Magisches, wenn du etwas mit den eigenen Händen erschaffen kannst, um dich so selbst zu erden.“
Außerdem haben wir jetzt auch mehr Zeit, um herumzuexperimentieren, sagt Sophie Thompson, Gründerin von Sister & Co. und Autorin des Buches Skin Food: Skin & Hair Care Recipes From Nature. „Du kannst aus so vielen Lebensmitteln richtig gute Skincare herstellen. Und die meisten Produkte sind dabei auch richtig günstig.“
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Wirkt DIY-Kosmetik wirklich so gut?
Bei dieser Frage kommt es letztendlich nur auf die Zutaten an, die du verwendest.
„Selbstgemachte Hautpflege wie Joghurtmasken, Peelings, Gesichtsöle und Badesalze, können sehr wirksam sein“, sagt Sophie. „Bei Feuchtigkeitscremes, hochdosierten Säurepeelings oder Sonnenschutz würde ich aber auf die professionellen Produkte zugreifen, weil diese in Laboren auf ihre Sicherheit getestet wurden.“
Was die wirksamen Inhaltsstoffe betrifft, so empfiehlt Sarah grünen Tee, um Rötungen und Entzündungen zu verringern, und Sophie bevorzugt Honig, um Bakterien auf der Haut zu entfernen und mögliche Ausbrüche zu behandeln, sowie Kokosnussöl, um Make-up zu entfernen.
Nataliya schwört auf Joghurt-Gesichtsmasken, da sie einen hohen Milchsäuregehalt haben (Milchsäure peelt die Haut sanft). Nichtsdestotrotz sind sich die Expertinnen einig, dass DIY-Kosmetika nur eine Ergänzung zu einer soliden Hautpflege mit erprobten und getesteten Produkten sein sollten. „Produkte aus dem Handel entsprechen den europäischen Vorschriften und sind auf Sicherheit und Qualität getestet worden“, sagt Sarah.
Welche Inhalststoffe sollte du nicht auf deine Haut auftragen?
„Natürlich macht es Spaß, Dinge zusammenzumischen und sich so eine Gesichtsmaske oder Lotion zu zaubern, aber wenn du die Inhaltsstoffe nicht richtig anwendest, könntest du die natürliche Schutzbarriere deiner Haut verletzen“, warnt Sarah. Das kann zu Rötungen, Juckreiz, Schuppenbildung und möglicherweise zu wunden Hautstellen führen. Sie schlägt vor, auf sehr säurehaltige Früchte wie Zitronen, Limetten und Orangen zu verzichten. Obwohl sie beliebte Mittel in hausgemachten Tonern sind, könntest du bei falscher Dosierung deiner Haut schaden.
Nataliya rät außerdem, die Finger von Zimt zu lassen. „Masken, die Zimt enthalten, können die Haut reizen, wenn der Zimt zu intensiv konzentriert ist – das Gleiche gilt auch für Erdbeeren. Bevor du deine DIY-Hautpflege auf dein Gesicht aufträgst, solltest du lieber auch immer noch einen Patch-Test am Handgelenk durchführen.“
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Auch ätherische Öle eignen sich gut für natürliche Hautpflegerezepturen – sowohl wegen des Duftes als auch für das Wohlbefinden der Haut. Dennoch sind sie sehr intensiv und möglicherweise nicht die beste Wahl, wenn du empfindliche oder sehr reizbare Haut hast. „Achte darauf, die Mengenempfehlungen in den Rezepten zu befolgen und verwende ätherische Öle niemals pur. Verdünne sie immer mit einem Trägeröl wie Kokosnuss-, Oliven- oder Mandelöl. Einige ätherische Öle sind auch in der Schwangerschaft nicht zu empfehlen. Wenn du schwanger bist, solltest du dich vorher also schlaumachen, ob du diese Öle bedenkenlos verwenden kannst“, rät Sophie.
Da hausgemachte Hautpflegeprodukte in der Regel frei von Konservierungsstoffen sind, empfiehlt Sophie, sie immer sofort zu verwenden. Wenn du deine DIY-Hautpflege aber für einige Zeit im Kühlschrank lagern willst, dann achte darauf, sie binnen zwei bis drei Tagen aufzubrauchen.
5 Rezepte, die du zu Hause ausprobieren kannst
1. Lippenpflege
Zutaten
1 TL Bienenwachs
1 EL Kokosnussöl
1 TL Avocadoöl
1 Vitamin-E-Kapsel (optional)
1 EL Kokosnussöl
1 TL Avocadoöl
1 Vitamin-E-Kapsel (optional)
Herstellung
„Schmelze das Bienenwachs in einem Wasserbad bei schwacher Hitze und füge dann das Kokosnuss- und Avocadoöl hinzu", schreibt Sophie in ihrem Buch. „Nimm dann die Mischung vom Herd und lass sie etwa fünf bis zehn Minuten abkühlen (sie darf aber nicht anfangen, sich zu verfestigen), bevor du das Vitamin E einrührst (falls du es verwendest). Fülle die Flüssigkeit in zwei Gläser oder Dosen oder andere kleine luftdichte Behälter um und lasse sie an einem sauberen, trockenen Ort mindestens zwei Stunden abkühlen, bevor du sie mit den Deckeln verschließt oder verwendest. Lagere deine Lippenpflege an einem kühlen, trockenen Ort. Im luftdicht verschlossenen Behälter ist sie bis zu sechs Monate haltbar.“
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2. Natürliches Säurepeeling
Zutaten
Grüntee
Honig
Naturjoghurt
Honig
Naturjoghurt
Herstellung
„Für die pflanzliche Alternative zum Säurepeeling musst du Grüntee zermürben und mit zwei Teelöffeln Honig zu einer Paste mischen“, erklärt Sarah. „Wenn du ölige Haut hast, kannst du auch noch etwas Naturjoghurt untermischen. Der hat nämlich viel Zink, was die Talgproduktion reguliert.“
3. Körperpeeling
Zutaten
Kaffeesatz, Kristallzucker oder Meersalz
Kaltgepresstes Hagebutten- oder Kokosnussöl
Kaltgepresstes Hagebutten- oder Kokosnussöl
Herstellung
„Du benötigst zwei Einheiten Zucker, Salz oder Kaffeesatz auf eine Einheit kaltgepresstes Öl deiner Wahl“, sagt Sophie. Am besten geeignet ist Kokosnuss- oder Hagebuttenöl. „Anschließend kannst du jedes beliebige ätherische Öl hinzufügen, das dir gefällt – achte nur darauf, dass du es verdünnst. Mein persönlicher Favorit ist eine Kaffeebasis mit Pfefferminz- und Orangenöl.“
4. Gesichtsmaske
Zutaten
Eiweiß
Herstellung
Nataliyas Favorit ist zwar die Joghurtmaske, aber sie benutzt gerne auch mal eine Maske, die aus genau einer Sache besteht: Eiweiß. „Für mich ist das wie eine Proteinmaske“, sagt Nataliya. Ähnlich wie die Schneckenschleimmasken, die durch K-Beauty bekannt geworden sind, ist die Konsistenz laut Nataliya auch sehr schleimig, aber wesentlich kostengünstiger als das koreanische Pendant. Bitte achte darauf, dass du nicht versehentlich etwas vom Ei verschluckst – wegen der Salmonellengefahr. Lass die Maske fünf bis zehn Minuten einwirken und wasche dann dein Gesicht gründlich mit Wasser ab.
5. Cleanser
Zutaten
1 EL Mandelöl
2 TL gemahlene Mandeln
2 TL Apfelessig
1 TL Wasser
2 TL gemahlene Mandeln
2 TL Apfelessig
1 TL Wasser
Herstellung
„Mische alle Zutaten in einer kleinen Schüssel zu einer Paste“, schreibt Sophie in ihrem Buch. „Bevor du die Paste aufträgst, solltest du ein warmes, feuchtes Gesichtstuch für 20-30 Sekunden auf dein Gesicht legen, um deine Poren zu öffnen. Dann tupfst du dein Gesicht mit einem Handtuch trocken. Jetzt, wo dein Gesicht vorbereitet ist, kannst du die Paste mit den Fingerspitzen sanft einmassieren. Meide dabei die Augenpartien. Wasche dann dein Gesicht mit warmem Wasser ab. Den Rest der Paste kannst du in einem luftdichten Behälter im Kühlschrank aufbewahren. Achte aber darauf, alles innerhalb von drei Tagen zu verbrauchen.