Manche Menschen verlassen das Haus niemals ohne Lippenstift oder einen Spritzer Parfum. Ich verlasse das Haus nie ohne Mascara. Warum? Weil ich mich damit wach und irgendwie “fertig” fühle. Perfekt gestylte, geschminkte Wimpern erfordern aber eben auch Zeit und Mühe – und genau deswegen habe ich schon immer mit der Idee geliebäugelt, mir die Wimpern verlängern zu lassen.
Wimpernverlängerungen sind natürlich nichts Neues, aber inzwischen leichter verfügbar, günstiger und besser denn je. Für eine Anfängerin wie mich selbst wirken sie wie Zauberei; der perfekte Augenaufschlag ohne Mascara, oder prinzipiell ohne Augen-Make-up? War das zu gut, um wahr zu sein, oder war ich wirklich nur diesen einen Schritt davon entfernt, morgens wie Beyoncé aufzuwachen?Wie sich herausstellt, ist es dann doch nicht alles ganz so einfach. Ja, die Behandlung selbst kann völlig glatt ablaufen – aber es gibt eben doch ein paar Risiken. Damit du weißt, was dich dabei womöglich erwartet, worauf du sicherheitstechnisch achten solltest und woran du eine gut gemachte Wimpernverlängerung erkennst, habe ich die Profis um Rat gebeten.
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Was genau ist denn eine Wimpernverlängerung?
Es gibt viele verschiedene Formen der Wimpernverlängerung (oder “lash extensions”), doch die meisten Expert:innen empfehlen eine 1-zu-1-Applikation, bei der jede natürliche Wimper durch eine einzelne falsche Wimper verlängert wird. Ein volles Set besteht also aus rund 150 bis 200 Wimpern pro Auge, erklärt Tirzah Shirai, Gründerin des Wimpern-Salons Blinkbar in Los Angeles. Das kostet natürlich eine ganze Menge. Blinkbars Preise beginnen für ein volles Set bei 150 Dollar (umgerechnet 129 Euro); in anderen Salons kann dich das durchaus auch mehrere hundert Euro kosten. Zu teuer? Nein: Vor Salons, die weniger verlangen, solltest du dich in Acht nehmen.
“Es ist ein Irrglaube, dass du inzwischen in jeder Menge Salons eine Wimpernverlängerung schon für 60 oder 70 Euro bekommst. Das ist dann nämlich meist keine volle 1-zu-1-Wimpernverlängerung, sondern ein sogenanntes Cluster”, erklärt Shirai. “Das sind dann viele Wimpern, die schon zusammenkleben – und die sind unheimlich schwer. Die machen deine Wimpern kaputt.” Und das bringt uns zum nächsten Punkt…
Sei dir der Risiken bewusst
In der Theorie sind Wimpernverlängerungen völlig ungefährlich – aber nicht, wenn sie falsch angebracht werden. “Dabei solltest du sichergehen, dass der Kleber und die Extensions steril und für die Verwendung in Augennähe zugelassen sind”, rät Dr. Andrea Thau, Präsidentin der American Optometric Association und Sprecherin der Organisation Think About Your Eyes. “Wann immer du etwas am empfindlichen Gewebe rund ums Auge befestigst, ist das Risiko einer Infektion oder eines Gerstenkorns groß.” Das gilt insbesondere dann, wenn das nötige Zubehör geteilt bzw. mehrmals verwendet wird, ergänzt Thau.
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Andere Expert:innen empfehlen außerdem, nur gelegentlich eine Wimpernverlängerung durchführen zu lassen, und warnen davor, dass das übermäßige Bekleben der Wimpern den natürlichen Haaren schaden kann. “Langfristig können dir [Extensions] das Leben erschweren”, sagt Lara Kaiser von Shen Beauty gegenüber Refinery29. “Der extrastarke Kleber sorgt dafür, dass die Wimpern brüchig werden. Werden an diesen empfindlichen Wimpern dann schwere Extensions befestigt, können sie abbrechen, schlechter nachwachsen oder sogar ausfallen.” Ein paar ihrer Kund:innen haben sogar eine Allergie gegen den Kleber entwickelt, nachdem sie durchgehend Extensions getragen haben, erzählt Kaiser.
Du hast trotzdem noch Lust drauf? Dann lies weiter, damit deine Erfahrung möglichst gut abläuft.
Wie dick, wie lang, wie schwer?
Je leichter die Extensions, desto schonender ist die Wimpernverlängerung für deine natürlichen Wimpern. Typischerweise kommen dabei 0,2-mm-Wimpern zum Einsatz (mit einem Durchmesser von 0,2 mm), meint Shirai, aber es kann sich lohnen, stattdessen nach 0,15-mm-Wimpern zu fragen. “Das ist eine sichere, natürlich aussehende Dicke – und ist ein Zeichen dafür, dass sich das Studio offenbar recht gut mit der Behandlung auskennt”, sagt sie.
Wichtig an dieser Stelle: Die meisten guten Studios werden dir keine Extensions anbieten, die mehr als doppelt so dick oder lang wie deine natürlichen Wimpern sind, weil das Risiko des Wimpernbruchs dadurch recht hoch ist. 1-zu-1-Wimpern sind für deine natürlichen Haare die beste Wahl – trotzdem lassen sich Regeln natürlich auch brechen; dann aber bitte von den richtigen Leuten. Im Salon Blinkbar kleben die Expert:innen zum Beispiel mehrere 0,03-mm-Extensions von Hand zusammen. Das Ergebnis sind Volumen-Sets, die genauso leicht sind wie Standard-0,2-mm-Wimpern, dir aber möglichst schonend zum flatterigen Augenaufschlag deiner Träume verhelfen.
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Nerz, Seide oder synthetisch?
Die drei beliebtesten Typen der Wimpernverlängerung bestehen aus Nerz, Seide oder Kunststoff. Gerüchten zufolge setzt Beyoncé auf Nerz. “Nerzhaare sind von innen hohl und damit die leichteste Option”, erklärt Shirai. “Sie verleihen den Wimpern einen weichen, wunderschönen Look.” Dafür kosten sie aber auch häufig mehr – und sind tierschutzrechtlich umstritten.
Du hast keine Lust, so viel mehr Geld für Nerz auszugeben? Seiden- und Synthetikwimpern sind ein wenig günstiger – Seide verleiht Extraglanz und ist besonders weich, Synthetik eignet sich vor allem für stylische Trends wie Ombré-Wimpern. Wofür du dich auch entscheidest: Stelle sicher, dass du weder gegen die Wimpern noch gegen den Kleber allergisch bist, bevor du die Extensions anbringen lässt.
Stell dich auf ein Nickerchen ein
Du solltest damit rechnen, dass der ganze Vorgang zwischen 90 Minuten und zwei Stunden dauern kann – inklusive des Beratungsgesprächs, meint Shirai. “Der erste Termin sollte immer mindestens 90 Minuten dauern. Unsere längste Session beläuft sich auf dreieinhalb Stunden”, erzählt sie, “aber das Ganze sollte schmerzlos sein. Viele Leute schlafen dabei ein.”
Achte darauf, dass du ganz entspannt zum Termin kommst – und vielleicht auf den dreifachen Espresso davor verzichtest, damit du dich während der Behandlung nicht zu oft bewegen musst. Shirai empfiehlt außerdem, ganz ohne Augen-Make-up und Kontaktlinsen ins Studio zu kommen und in der Woche davor auf wasserfesten Mascara zu verzichten, der sonst einen unsichtbaren Film hinterlassen kann.
Nach den Extensions: Deine neue Beauty-Routine
Das Gute an Extensions? Solange sie halten, wirst du überhaupt keine Wimperntusche brauchen. Das Schlechte? Die Make-up-Entfernung ist nicht mehr ganz so leicht.
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Direkt nach dem Termin solltest du darauf achten, dass deine Wimpern 24 Stunden lang nicht mit Wasser in Kontakt kommen. Danach, rät Shirai ihren Kund:innen, sollten alle ölbasierten Produkte entsorgt werden, weil das Öl sonst den Kleber zersetzen könnte. Generell gilt außerdem: “Verzichte auf Mascara – es sei denn, das Produkt wurde speziell für die Verwendung auf Extensions entwickelt.” Zusätzlich solltest du deine Wimpern kämmen (aber nicht zu gründlich) und sie mit ölfreiem Cleanser sauber halten.
Lerne deinen Wimpern-Zyklus kennen
Trotz der saftigen Preise halten Wimpernverlängerungen nicht für immer – sollten dich aber mindestens zwei Wochen lang begleiten. Viele Expert:innen empfehlen, dir alle zwei bis vier Wochen einen Termin zur Auffrischung zu buchen, um den Look zu erhalten. “Unsere Wimpern haben alle einen unterschiedlichen Wachstumszyklus. Durchschnittlich verlieren wir sechs bis 20 Wimpern pro Woche. Wenn deine natürliche Wimper ausfällt, fällt die Verlängerung natürlich gleich mit aus.”
Dabei solltest du bedenken: Wenn du beschließt, dein Wimpern-Set nicht auffrischen zu lassen, wird es zwangsläufig irgendwann ungleichmäßig aussehen, wenn dir die ersten Wimpern ausfallen. So sehr wir uns auch wünschen würden, unsere Wimpern könnten alle gleichzeitig ausfallen, sieht die Realität meist anders aus. Das bemerken Extensions-Anfänger:innen schon beim ersten Mal recht schnell – wenn die Verlängerungen ausfallen, sieht der Wimpernkranz oft ungleichmäßig aus.
Aber ganz egal, wie sehr dich das auch stört: Du solltest nie versuchen, die Wimpern selbst zu entfernen. “Nein, die Extensions lassen sich nicht mit Kokosöl entfernen, und wenn du anfängst, dran rumzureiben, wirst du es danach bereuen”, warnt Shirai. Auch daran rumzuzerren oder sie zu schneiden, wird nichts bringen (durch das Schneiden verlierst du außerdem die fein zulaufenden Spitzen). Lass daher bitte immer die Profis ran, um Schäden an deinen natürlichen Wimpern zu vermeiden.
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Sicherheit geht vor
Nichts ist schlimmer, als wenn du jede Menge Geld in Extensions investiert hast, nur um dir dann dadurch eine Infektion zuzuziehen. Um solchen Katastrophen vorzubeugen, achte bei der Salon-Auswahl darauf, dass du dich dort wohl und sicher fühlst – sprich: Wird dort oft desinfiziert, und wird die Ausrüstung nicht untereinander geteilt?
“[Die Sicherheit bei der Wimpernverlängerung] hängt wirklich davon ab, wer sie vornimmt und wie vorsichtig die Person dabei arbeitet”, betont Dr. Thau. “Wäscht sie sich gründlich die Hände, bevor sie deine Augen berührt? Oder wird für jede:n Kund:in derselbe Kleber verwendet?”
Ein kleines, aber wichtiges Indiz für einen verlässlichen Salon sind zum Beispiel eine offen zugängliche Lizenzurkunde. Außerdem kannst du ja mal nach dem Kleber fragen, der verwendet wird (er sollte kein Formaldehyd enthalten). “Ich würde empfehlen, dass du deine:n Kosmetiker:in fragst, wo er:sie ausgebildet wurde und auch mal um Vorher-Nachher-Bilder anderer Kund:innen bittest”, rät Shirai.
Du glaubst inzwischen, dass Extensions vielleicht doch nichts für dich sind? “Dann empfehle ich ein Serum zum Wimpernwachstum, oder sogar örtlich angewandtes Rizinusöl”, sagt Kaiser. Und schließlich gibt es auch ein paar grandiose Mascaras auf dem Markt.
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